Barrierefreie Mobilität

Lust auf ein funktionierendes und inklusives Mobilitätssystem

// Heidi Ulm //
Barrierefreie Mobilität ist ein Grundrecht und entscheidend für eine inklusive Gesellschaft. Trotz vieler Versprechungen schaut die Situation in Südtirol düster aus. Wo liegen die Probleme und wo die Lösungen?
© Jakub Pabis - unsplash
Seit zweieinhalb Jahren beschäftigt mich das Euregioticket Students. Dieses Ticket ermöglicht Studierenden, die eine Universität in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino besuchen, die öffentlichen Verkehrsmittel in allen drei Ländern flexibel zu nutzen. Klingt doch nach einer tollen Initiative, wäre da nicht die Ungleichbehandlung von Studierenden mit Behinderung.

Die Jahresgebühr für das Euregioticket beträgt 341,50 Euro. Inhaber*innen eines abo+, das 150 Euro kostet, können diesen Betrag vom Euregioticketpreis abziehen und zahlen am Ende nur mehr 191,50 Euro. Für Menschen mit Behinderung gibt es in Südtirol das kostenlose abo+ free, (was eine wirklich gute und herausragende Mobilitätsleistung ist und es in dieser Form innerhalb der Europaregion nur in Südtirol gibt.) Obwohl abo+ und abo+ free dieselbe Funktion haben, ist es für für Studierende mit Behinderung nicht möglich, das Euregioticket zu einem reduzierten Preis zu erhalten. Die Thematik ist den zuständigen Verantwortlichen von Beginn an wohlbekannt und sollte bei einem Euregio-Treffen besprochen werden, da nicht alle drei Regionen einer Änderung positiv zugestimmt sind. Die x-te und jüngste E-Mail der Volksanwaltschaft in dieser Sache wurde Anfang April versandt – ohne konkrete Antwort. Es entsteht dadurch das Gefühl, dass dieses kleine und eigentlich leicht lösbare Problem nicht gelöst werden möchte. Leicht lösbar, weil ein reduziertes Ticket für Studierende mit Behinderung doch für alle eine vorteilhafte PR-Meldung wäre und im Grunde keine wirklichen Mindereinnahmen bedeutet, da die meisten mobilitätseingeschränkten Menschen ohnehin das Privatfahrzeug nehmen müssen, weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht barrierefrei sind.
Das Euregioticket gilt übrigens bis zum Alter von 27 Jahren, jetzt bin ich 25. Mal schauen, ob ich es vielleicht in den nächsten zwei Jahren noch zu einem fairen Preis erwerben kann.

Vielfältige Barrieren
Weitaus tragischer als unfaire Preisregulationen ist aber die fehlende oder geringe Barrierefreiheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Preis ist zweitrangig, wenn es überhaupt nicht die Möglichkeit gibt die Öffis zu nutzen. Die Probleme sind zuhauf und nicht nur architektonischer Natur. Bei den Zügen sind es vor allem die unterschiedlichen Niveaus von Bahnsteig und Zug, die ein Aus- und Einsteigen behindern oder nur mit einem komplizierten Assistenzdienst (Sala Blu von Trenitalia) organisieren lassen. Ein Umstieg an der Brennergrenze ist mit Rollstuhl schier unmöglich – und das im Jahr 2024.

Bei den Bussen funktionieren oft die Rampen nicht, Busfahrer*innen sind teils ungeschult und vielerorts fehlen die audiovisuellen Hinweise der Haltestellen oder diese sind zeitversetzt. Letzteres ist für Menschen mit einer Sinnesbehinderung und Tourist*innen (das Argument, das in Südtirol immer zieht) ein seit über einem Jahr anhaltendes Problem. Der Grund sei die Umstellung auf ein neues System, doch wie lange soll das noch dauern? Viele Betroffene haben keine Lust mehr abzuwarten und verzichten auf die Öffis. Das ist zwar verständlich – eigentlich aber sehr schade.

Ein Blick hinter die Kulissen des Schülertransports
Nicht nur im öffentlichen Verkehr gibt es viele Stolpersteine für Menschen mit Behinderung, auch im Schülertransport hackt es. Ende April erreichte die Situation mit dem Ausschreibungschaos seinen Höhepunkt. Doch wo liegt der Ursprung aller Übel? 2018 wurde dem Transportunternehmen Tundo Vincenzo Spa aufgrund von unzufriedenstellenden Fahrten der Transportvertrag gekündigt. Daraufhin gewann die Arbeitsgemeinschaft für Behinderte (AFB, seit 2022: Adlatus) zusammen mit der Easy Mobil GmbH die Ausschreibung und übernahm den Transport von 2019 bis Ende April 2024. Die erneute Ausschreibungsvergabe gewann das Trentiner Busunternehmen Alpinbus – und damit beginnen die Probleme: Die Busse tauchen seitdem gar nicht oder verspätet auf, der oder die Fahrer*in spricht nur italienisch und die Fahrten ziehen sich wegen Umwegen in die Länge. Für die 288 betroffenen Kinder, Jugendliche und deren Eltern ist das eine erhebliche Belastung. Besonders die Mütter sind es, die die Organisation und Pflege von Kindern mit Behinderung übernehmen und nun – neben anderen zig Aufgaben – auch noch mit dieser Erschwernis konfrontiert sind. Wenn es nach dem holprigen Start anscheinend mittlerweile zwar besser läuft, so wird die Zukunft zeigen, wie es weitergeht. Bis zum Schulende ist es ja nicht mehr lange.

Co-Projektierung als Alternative
Das wirklich Bizarre an dieser Situation: Sie wäre durch eine rechtzeitige Planung und mithilfe einer alternativen Vergabemöglichkeit, der Co-Projektierung, vermeidbar gewesen. Bei der Co-Projektierung arbeiten die öffentliche Verwaltung und die Organisationen des Dritten Sektors gemeinsam an der Entwicklung von Diensten für die Gemeinschaft. Anstatt das Thema Transport dem freien Markt zu überlassen und mittels europäischer Ausschreibung zu organisieren, wird hierbei auf eine bedürfnisorientierte Projektausarbeitung gesetzt. Wer auch immer hier geschlafen hat, für die Betroffenen ist es nur schwer nachvollziehbar.

Ich, als Selbstbetroffene, hoffe jedenfalls, dass keinem Menschen mit Behinderung mehr angst und bange werden muss, wenn er an eine Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Südtirol denkt. Und das innerhalb dieser Legislaturperiode, ansonsten verliert die öffentliche Mobilität ihr Ansehen komplett.
Nur 3 Prozent der Behinderungen sind angeboren, die restlichen werden im Laufe des Lebens durch Unfall oder Krankheit verursacht. Barrierefreiheit kommt auch Menschen ohne Behinderung zugute, die mit Rollator, Fahrrad, Kinderwagen oder schwerem Gepäck unterwegs sind. Deshalb kann jede*r potenziell irgendwann einmal von einer barrierefreien Mobilität profitieren.

Centaurus

Non è mancanza di passione

// Cristina Pelagatti //
Un viaggio alla scoperta dell’asessualità, il più patologizzato, perché poco conosciuto, degli orientamenti sessuali, con la psicologa e sessuologa Laura Mincone.
Ci sono alcune associazioni di parole automatiche; passione e sesso, ad esempio. Ragionando per automatismi l'asessualità sarebbe collegata ad un mero rifiuto della passione. Ad aiutarci ad andare oltre le categorizzazioni è Laura Mincone, psicologa, psicoterapeuta e sessuologa di Trento che si occupa di tutte le tematiche riguardanti sessualità, affettività e psicologia. “Il tema dell’asessualità contiene molte sfaccettature e per tanto tempo è stato patologizzato. L’asessualità viene ora definita come l’orientamento sessuale di chi non prova attrazione sessuale; ma è sempre più chiaro che l’asessualità è uno spettro e le esperienze soggettive sono diverse. Parlare di orientamento sessuale significa che è una comune sfumatura della sessualità, non una patologia. Non significa mancanza di libido; una persona asessuale può desiderare di masturbarsi e di provare piacere, può provare attrazione verso l' altr*, può eccitarsi e può avere comportamenti sessuali e anche se manca l’attrazione sessuale, le persone asessuali possono provare desiderio sessuale primario, per provare piacere, o secondario (per il legame, per avere dei figli ecc). Le persone asessuate sono invece persone che sono prive di alcune o tutte le caratteristiche sessuali (organi genitali) e le persone antisessuali sono persone con un’aperta ostilità verso la sessualità”. In un mondo eteronormato continua la dottoressa Mincone, “la coppia eterosessuale che ha rapporti sessuali è vista come la norma, tutto il resto è patologizzato. Dire che non è una patologia chiarisce che non implica traumi pregressi o qualcosa che non va e non va ‘curata’; anche se tra i vari orientamenti sessuali rimane però uno dei più patologizzati”. Entrando nel tema delle situazioni relazionali delle persone asessuali la dottoressa ha spiegato: “Una persona asessuale ha dei bisogni emotivi e l’asessualità, come orientamento sessuale va distinta dagli orientamenti relazionali che possono essere presenti. Ci sono persone eteroromantiche (con relazioni eterosessuali), omoromantiche, aromantiche (senza desiderio di relazione) ecc. Ci sono anche varie sottodefinizioni dell’asessualità: greyasessuale (prova attrazione sessuale solo in certi periodi), demisessuale (prova desiderio sessuale solo con chi ha una forte connessione emotiva), aromantica (senza interesse per i legami romantici). Per mia esperienza la difficoltà nasce quando persone con orientamenti sessuali differenti entrano in relazione. Una buona comunicazione su ciò che si desidera e cosa no a livello sessuale è fondamentale, affinché nessun* all’interno della relazione si senta sbagliat* per come vive la propria sessualità. Quindi è importante che ogni persona possa esplorare il proprio orientamento sessuale e romantico, sentendo che non è sbagliat*o malat*e che ha il diritto di essere se stess*”.