Equal Pay Day
Wir müssen reden – über Geld
// Maria Pichler //
Zum elften Mal findet am 22. April 2022 in Südtirol der Equal Pay Day statt. An der Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen geändert hat sich in all den Jahren jedoch auffallend wenig. Warum das so ist und was frau selber tun kann.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: eigentlich eine Selbstverständlichkeit © Landesbeirat für Chancengleichheit
Gleiche Arbeit – gleicher Lohn. Klingt im Grunde logisch, möchte man meinen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Nach wie vor verdienen Frauen in Südtirol bei gleichwertiger Arbeit knapp 17 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Mal ehrlich, ist das gerecht?
Equal Pay. Was sonst?
Mit dem Equal Pay Day am 22. April 2022 macht der Landesbeirat für Chancengleichheit im Netzwerk mit verschiedenen Frauenorganisationen in den Gemeinden an 37 Standorten in Südtirol auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam. Und das bereits zum 11. Mal. Die Gehaltsdifferenz hat sich im vergangenen Jahr zwar leicht auf 16,3 Prozent verbessert, aber damit können und sollen sich die Frauen nicht zufriedengeben. Daher auch in diesem Jahr neu die klare Forderung auf den bewährten roten Taschen: „Equal Pay. Was sonst?“ Infomaterial, Gespräche vor Ort, mediale Berichterstattung zum jährlichen Aktionstag in Ehren – aber allein damit ist es nicht getan. Dessen sind sich auch die Beiratsfrauen bewusst, die zukünftig stärker in die Offensive gehen wollen.
„Frauen und Geld“ ist kein Tabu
Aufklären, sensibilisieren, anstoßen – das muss das Ziel sein, damit sich Frauen mit finanziellen Themen wie Gehalt, Altersvorsorge, Vermögen und finanzielle Absicherung beschäftigen. Ganz nach dem Motto: Wir müssen reden – über Geld. Denn im Grunde ist es ein Rad: Ungleiches Gehalt für gleiche Arbeit ist zwar eigentlich gesetzlich verboten, dennoch werden Frauen indirekt benachteiligt. Sie haben nicht denselben Zugang zu Berufen und Positionen, ihre Arbeit wird schlechter bewertet und in der Folge werden Frauen für gleichwertige Tätigkeiten weniger bezahlt. Nicht zuletzt neigen junge Frauen grundsätzlich zu einer Ausbildung im sozialen Bereich, in dem die Gehälter von vornherein niedriger sind als in den sogenannten STEM-Disziplinen, sprich Science, Technology, Engineering and Mathematics. Und nicht zu vergessen lastet die Care-Arbeit in der Familie vielfach auf dem Rücken der Frauen (siehe Seiten 14 und 15) und entpuppt sich als Karrierekiller. Der Gender Pay Gap führt schließlich zum Gender Pension Gap, weibliche Altersarmut lässt grüßen.
Eigenverantwortung ist gefragt
Während der Landesbeirat für Chancengleichheit von Politik und Wirtschaft konkretere Maßnahmen zur Beseitigung der Gehaltsdifferenz einfordert, ist jede Einzelne in ihrer Eigenverantwortung gefragt, denn Geldangelegenheiten dürfen für Frauen kein Tabu sein. Daher werden zum Equal Pay Day in diesem Jahr nicht nur rote Taschen und bewährte Infomaterialien verteilt, sondern auch konkrete Hilfestellungen: ein Plan für die Finanzgebarung in der Partnerschaft, ein Infoblatt zur Überprüfung der persönlichen Rentensituation und eine Anleitung für Gehaltsverhandlungen. Über Geld zu reden, fordert zwar vielen Frauen einiges an Mut ab. Mut, der sich aber im wahrsten Sinne des Wortes lohnt.