Centaurus

Conoscenza di sé e possibilità di scelta: il progetto PAB

// Cristina Pelagatti //
Un piano di promozione vaccinale per papilloma virus ed epatite A e B virale nell’ottica della consapevolezza come mezzo per superare lo stigma e tutelare la salute
Crescendo, prima o poi, ci si trova di fronte alla possibilità di fare scelte a tutela della propria salute, scelte che, senza una reale consapevolezza di noi stessi, non siamo in grado di compiere. Complice la generale tendenza a pensare “a me non può accadere” finché non accade, la diffusa procrastinazione, i pregiudizi riguardo a malattie che sarebbero destinate “a chi conduce esistenze promiscue”, il rischio di non salvaguardare il nostro benessere è elevato. Peraltro è insensato, visto che, soprattutto per quanto riguarda infezioni virali che possono causare alcuni tipi di tumore, esistono vaccinazioni gratuite.

Patologie infettive e rischi per la salute
Stiamo affrontando il tema, nello specifico, “Papilloma Virus ed Epatite A e B”. Il papilloma virus è un’infezione che si trasmette per via sessuale (anale, orale e vaginale), oltre a rappresentare il principale fattore di rischio per il carcinoma della cervice uterina, può provocare condilomi e cancro all’ano, pene, cavità orale, laringe e faringe. Il preservativo non esclude il contagio, che avviene anche solo per contatto. I virus da epatite A, che si infonde attraverso acqua e cibo infetti e per via oro fecale e i virus da epatite B, con cui ci si contagia attraverso sangue o fluidi corporei o oggetti infetti, possono provocare insufficienza epatica grave, cirrosi e cancro epatici.

Il progetto PAB e non solo
L’associazione Centaurus ha dato vita al progetto PAB, un progetto di promozione vaccinale per epatite A e B virale e papilloma virus destinato alle persone vulnerabili a queste patologie infettive, per tutelare la salute pubblica. “Il progetto è nato dall’interazione tra Servizio Igiene e Sanità Pubblica e l’associazione Centaurus che promuove azioni di prevenzione per la salute legate a comportamenti sessuali – spiega Miriam Arianna Fiumefreddo, promotrice e referente del progetto PAB per Centaurus e responsabile dell’associazione Pro Positiv. – L’obiettivo è ridurre la barriera costituita dallo stigma che grava sui comportamenti sessuali e così facilitare l’accesso. In questa logica lo stato ha riconosciuto la gratuità di questi vaccini per le persone vulnerabili, eliminando la barriera economica e garantendo maggiore salute pubblica. Il progetto PAB dal 2019 ad oggi ha avuto grande partecipazione, diventando un servizio di riferimento per i gruppi vulnerabili a queste infezioni”. A fianco del progetto PAB, Centaurus, insieme all’associazione Pro Positiv, promuove la campagna per l’accesso ai test rapidi di screening per HIV, Sifilide ed Epatite C, oltre alla diffusione della conoscenza della PrEP (la profilassi pre-esposizione per l’HIV). Queste iniziative si basano sull’idea della prevenzione, della facilità di accesso (bassa soglia), della gratuità, (ove possibile) della tutela della salute persona e della consapevolezza dei propri comportamenti.

Herstory

Achtsamkeit vs. „nur Schichtwechsel“

// Lisa Settari | Frauenarchiv //
„Der Grundsatz […] acht Stunden Arbeit – acht Stunden Ruhe und Erholung – acht Stunden Schlaf – für die Arbeiterin gilt er nicht. Gibt es für sie überhaupt den Begriff der Freizeit? Einige Stunden der Woche muss doch der Körper, müssen die Nerven nach Ruhe, Erholung, Abwechslung verlangen.“ So bewertete Käthe Leichter die Notwendigkeit der Entspannung, Entfaltung, oder: Achtsamkeit, und die Möglichkeit dazu, im Alltag der Wiener Arbeiterinnen der Zwischenkriegszeit.
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen berufstätiger Frauen waren der Inhalt detaillierter Studien von Käthe Leichter, der ersten Leiterin des Frauenreferates der Wiener Arbeiterkammer, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. © europeana.eu/ Historisches Museum Göteborg, Schweden - Public Domain(Partille/Schweden, 1911. Innenaufnahme mit Arbeiter*innen der "Jonsereds fabriker"
Das Zitat stammt aus ihrer 1932 veröffentlichten Studie „So leben wir… 1320 Industriearbeiterinnen berichten über ihr Leben“, die Leichters Position als eine Pionierin der feministischen Sozialwissenschaften festigte. Aber gehen wir der Reihe nach.
Obwohl Käthe Leichter – amtlich und ledig: Marianne Katharina Pick – am 20. August 1895 in eine gut situierte Wiener Industriellenfamilie geboren wurde, entschied sie sich schon als junge Frau gegen ein großbürgerliches Leben. Ab 1914 gehörte sie zu den ersten Studentinnen der Staats- und Wirtschaftswissenschaften in Österreich-Ungarn. Neben ihrem Studium betreute sie ehrenamtlich Kinder aus armen Familien im Krimviertel in Wien Döbling, wodurch sie sich ein Bild von Elend und Ausbeutung der Wiener Arbeiter*innen machen konnte. Leichter – damals noch Pick – schloss ihr Studium im deutschen Heidelberg ab, weil sie als Frau in der Habsburgermonarchie zwar studieren, nicht aber die Früchte ihrer wissenschaftlichen Arbeit in Form eines akademischen Grades ernten konnte.
Vor genau hundert Jahren wurde sie die erste Frauenreferentin der Wiener Arbeiterkammer. Da war sie bereits mit dem Juristen und Journalisten Otto Leichter verheiratet und junge Mutter. Als Frauenreferentin setzte sich Leichter mit den spezifischen Problemen der Wiener Arbeiterinnen auseinander, die mit den für Frauen besonders prekären und ausbeuterischen Praktiken der Zeit zu tun hatten, mit den unterschiedlichen Wirtschaftskrisen und der Mehrfachbelastung von Arbeiterinnen durch Erwerbs-, Haus- und Pflegearbeit. Leichter und ihre Mitstreiter*innen waren überzeugt davon, dass die Emanzipation und Gleichberechtigung der Arbeiterinnen gezielt verfolgt und verteidigt werden müsste, und nicht als bloßes Nebenprodukt einer Revolution des (männlichen) Proletariats verstanden werden sollte.
Um die Situation der Wiener Arbeiterinnen tiefgreifend und nachhaltig verbessern zu können, brauchte es eigens dafür gesammelte Daten. Diese Verbindung von theoretischem Wissen und Methoden einerseits und politischem Aktivismus andererseits findet sich in verschiedenen Projekten Leichters wieder und sollte für spätere Generationen von Forscher*innen wegweisend sein. Genauso wie die Tatsache, dass Leichter nicht allein von außen über eine Gruppe von anonymen Studienobjekten schrieb, sondern Kolleginnen in ihre Studien einbezog, die die Arbeiterinnen beim Ausfüllen der Fragebögen unterstützten und zusätzliche Informationen und Erfahrungen der Arbeiterinnen notierten. Diese feministische und sozialistische Forschung war, so die Historikerin Veronika Duma, zu jener Zeit einzigartig in Europa. Zu finden sind diese Forschungsansätze auch in der bereits genannten Studie über die Arbeits- und Lebenswelt 1320 Wiener Arbeiterinnen. Wer die Studie liest, fühlt sich eben nicht gerade in eine andere Zeit versetzt. Etwa, wenn es heißt: „Müdigkeit ist der Zustand, der die von früh bis spät mit Arbeit überlastete Arbeiterin beherrscht“, zurückzuführen auf die Mehrfachbelastung der Arbeiterinnen durch die Kombination aus (prekärer und schlecht entlohnter) Erwerbsarbeit und (nicht bezahlter und wenig geschätzter) Haus- und Pflegearbeit. „Für die Frauen ist zu Hause nur Schichtwechsel“, so formulierte es eine befragte Arbeiterin.
Leichter hielt fest, dass ledige und verheiratete Arbeiterinnen nur beschränkt die Möglichkeit hatten, ihren Interessen nachzugehen, Sport zu treiben, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, sich fortzubilden, sich zu entfalten – oder auch: achtsam zu sein. In ihrer Studie präsentierte Leichter freilich auch Vorschläge zur Verbesserung der Situation dieser Arbeiterinnen – allerdings konnte die Wissenschaftlerin, Funktionärin und Aktivistin deren Umsetzung nicht mehr betreuen. Aufgrund ihrer antifaschistischen Arbeit und jüdischen Herkunft musste Leichter nach dem Bürgerkrieg und dem Sieg des Austrofaschismus in den Untergrund gehen, leistete von dort aus Widerstand. Ende Mai 1938, bald nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland, wurde Leichter in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert, bevor sie im März 1942 in der „Heil- und Pflegeanstalt“ Bernburg ermordet wurde. Es sollten gut sieben Jahrzehnte vergehen, bis sie ihren während der Diktatur aberkannten Doktortitel von der Universität Heidelberg zurückerhielt.
Leichters Kritik an den damaligen Lebens- und Arbeitsumständen der Wiener Arbeiterinnen können wir heute nachvollziehen – Achtsamkeit kann viel mehr sein als ein Marketingbegriff oder Pinterest-Stichwort. Wir könnten Achtsamkeit als Selbstfürsorge denken, die es uns erst ermöglicht, uns in einer Gesellschaft solidarisch zu entfalten, ungerechte und gewaltvolle Strukturen zu hinterfragen und aufzubrechen. Wie damals braucht es dafür eine tiefgründige Fehleranalyse. Studien könnten beispielsweise nicht nur erheben, wer für welche Arbeit wie viel verdient, wer wo wie viel Rente bekommt, und wer wen wie lange pflegt – sondern ganzheitlicher, wie Menschen ihre Zeit verbringen, und insbesondere was in ihrem Leben auf der Strecke bleibt. Leichters Lösungsansätze, die neben der Gleichstellung und Aufwertung von Frauenarbeit auch die Entlastung von Haus- und Pflegearbeit durch öffentliche Maßnahmen, Investitionen und Infrastrukturprogramme vorsah, sind dabei, wie ihre Fragestellungen, sicher kein Schnee von gestern.

© Olivia Kieser
Lisa Settari ist seit Mai 2024 Vorstandsmitglied im Frauenarchiv Bozen/Archivio storico delle donne di Bolzano. Studium der Politikwissenschaften und der Europäischen Frauen- und Gendergeschichte. Derzeit lehrt sie am Germanistikinstitut der Universität Paris Nanterre.